„Festung, KZ, Kleinstadtidyll“ – Buchbesprechung in der WELT AM SONNTAG
7. Juli 2013
Neue Rezension in der Printausgabe der WELT AM SONNTAG – Rubrik Reise, am 23.6.2013
Rezensent Michael Hegenauer
Dieses Buch lädt allen Ernstes zu einer touristischen Reise nach Theresienstadt ein. Bücher gegen die herrschende Meinung haben es nicht gerade einfach, weil sie auf den ersten Blick so gar nicht ins Bild passen. Ein solches Buch ist “Theresienstadt. Eine Zeitreise”. Auf 368 Seiten gelingt es ihm, mit vielen Fotos, Plänen und Dokumenten die Geschichte dieser einzigartigen Kleinstadt in Nordböhmen nachzuerzählen – und spontane Reiselust zu schüren.
“Wie, Kleinstadt? Theresienstadt war doch ein KZ!”, mag man spontan denken. Und genau hier beginnt die Sache spannend zu werden: Theresienstadt in Nordböhmen, das heute Terezín heißt, war und ist eine Stadt, noch dazu eine überaus idyllische. Hier soll eines der schlimmsten Gettos der Nazizeit gewesen sein? Wo denn? Tatsächlich stellen viele spontane Besucher, selbst ehemalige Überlebende des Gettos, sich am Ort – 60 Kilometer nördlich von Prag – oft verwundert diese Frage. “Hier überall”, lautet die Antwort der Berliner Autoren Uta Fischer und Roland Wildberg, die nach eigenem Bekunden selbst solche Beobachtungen machten. “Um Theresienstadts Funktion als Getto zu verstehen, muss man seine Festungsvergangenheit kennen.”
Erstellt am: 7. Juli 2013
Einsortiert unter: Allgemein